Geheime Zutat der Freundschaften…

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Ich werde nicht viele Zeilen damit verschwenden, um den Leser hinzuführen, was wohl die Geheime Zutat der Freundschaft ist, zu erfahren. Natürlich Liebe. Dies ist die Antwort einfach auf alles, Liebe heilt, Liebe nährt, Liebe schützt, Liebe empfängt und gibt, Liebe braucht Raum, Liebe gibt Raum, Liebe trägt… Liebe ist immer da, betrübt vor Angst, vergisst man es oder verliert sie aus den Augen, aber sie wartet auf einen, bis die Ängste wieder abgelegt werden und man die Klarheit gewinnt.

Ich beschäftige mich mit der Vielfältigkeit der zwischenmenschlichen Beziehungen aus dem persönlichen Grund – als Kind erlebte ich ein narzisstisches Trauma, was schließlich sich wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen hat. Da ist nicht viel von Liebe, doch viele Ängste, die eine perfekte Grundlage bilden, um Unsicherheiten, Selbstzweifel und ein gestörtes Ich-Bild zu kreieren. Wer glaubt daraus nur die Folge zu haben sich einen Narzissten als Partner anzuziehen, täuscht sich leider gewaltig. Die Auswirkungen solches Trauma sind vielfältig und sehr tiefliegend. Unter anderem zieht man auch die toxischen Freunde an, bzw. geht gerne die bekannten Muster durch. In diesem Muster gibt es keine Liebe.

Wer hat sie nicht – Freunde? Doch was steckt hinter der Freundschaft? Menschen gehen durch viele verschiedene Phasen des Lebens zusammen und somit bauen sie ein gemeinsames Fundament ihrer Beziehung. Doch genügt es? Im idealen Fall entwickelt sich eine Freundschaft natürlich und ungezwungen. Man hat Raum für sich und lässt auch den Raum für die Freundin. Es ist ein Nehmen und Geben, im Sinne von Yin und Yang, es herrscht eine Balance zwischen den Beteiligten. Auch eine Freundschaft sollte auf Liebe basieren. „Liebe deinen Nächsten“ heißt es, „behandle ihn, als du dich selbst behandeln würdest.“ Zwischen Frauen jedoch herrscht oft ein hohes Wettbewerbsgefühl und dies bereitet einen fruchtbaren Boden für ein toxisches Verhalten. Die Unzulänglichkeiten ersticken die Liebe im Keim. Wenn du achtsam genug bist, dann erkennst du es relativ einfach, ob die s.g. Freundschaft dir gut tut oder nicht. Und ja, Freundschaft soll einem gut tun, sonst würde es keine „Freundschaft“ heißen.

Wie erkennst du, wenn die Freundschaft toxische Züge einnimmt? Hier sind ein paar Beispiele:

  • Deine Freundin interessiert sich nicht für dein Leben, aber sie ist immer bereit ihren Ballast bei dir abzuladen
  • Du fühlst dich in der Gegenwart deiner Freundin angespannt und musst auf Vieles, wie deine Wortwahl, Gesprächsthemen, deine Stimmung usw. achten
  • Du bist hilfsbereit und bringst dich ein, jedoch bekommst du keine Hilfe, selbst wenn du dieses Bedürfnis kommunizierst. Sie kann beschäftigt sein oder gar einfach keine Lust haben
  • Dazu bekommst du für deine Hilfe nicht einmal ein „Danke“, weil das Verbrauchen deiner Ressourcen, wird als selbstverständlich angesehen. Weil dein Einbringen in dieser Freundschaft erwartet wird.
  • Sie ist bereit dich zu kritisieren, besonders, wenn du einen Fehler gemacht hast, jedoch dein Erfolg mitzufeiern bzw. dich zu loben, zu motivieren und zu unterstützen, fällt es ihr schwer oder gar unmöglich
  • Du spürst Missgunst und Neid. Wenn du die Zeit mit Anderen verbringst, kommt es ihrerseits zur Eifersucht
  • Sie spricht schlecht über die anderen Menschen und sogar über dich! Jedoch bei dir kaschiert sich es als die „Wahrheit unter Freunden“, schließlich „jemand muss dir die Wahrheit sagen“, auch wenn es dich gerade jetzt verletzt.

Diese und viele andere toxische Situationen entstehen meist wegen der s.g. Doppelbotschaften und darauffolgende Reaktion – Doppelbindung. Hier folgt ein Auszug aus Wikipedia:

Als Doppelbotschaft (auch doppelte Botschaft oder Doppelbindung; englisch „double bind“) bezeichnet man in der klinischen Psychologie, der Sozialpsychologie und der Kommunikationswissenschaft ein dysfunktionales (bei häufiger Verwendung pathologisches) paradoxes Muster zwischenmenschlicher Kommunikation, das häufig in „gestörten“ Beziehungen auftritt. Der Begriff „Doppelbotschaft“ bezieht sich auf die kommunizierte Information, der Begriff „Doppelbindung“ auf das dadurch ausgelöste Reaktionsmuster, siehe → Doppelbindungstheorie.

Doppelbotschaften stellen eine Kommunikationsfalle dar, weil sie – meist auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen, wie Inhaltsebene (meist verbal) und Beziehungsebene (häufig paraverbal oder nonverbal) – zwei Botschaften gleichzeitig vermitteln, die einander widersprechen und sich gegenseitig ausschließen. Die widersprüchlichen Botschaften können dabei vom Inhalt der gesprochenen Worte, dem Tonfall, der Gestik, der Mimik oder Handlungen ausgehen.

Der Empfänger solcher Botschaften steht vor dem Dilemma, wie er sich verhalten soll, weil er nicht beide Botschaften gleichzeitig befolgen oder für wahr halten kann und ihm unklar ist, welche der Botschaften er beachten soll. Meist kann er die Zweideutigkeit dieser Botschaft nicht bewusst erkennen, also beispielsweise die Diskrepanz zwischen (verbalem) Inhalts- und (nonverbalem) Beziehungsaspekt, und hat keine Möglichkeit, adäquat darauf zu reagieren. Eine solche Kommunikation erzeugt beim Empfänger Verwirrung, Unsicherheit, Stress und kann, wenn Doppelbotschaften häufig verwendet werden, unter Umständen den Empfänger dieser Botschaften langfristig krank machen oder schwere Beziehungsstörungen auslösen. Doppelbotschaften können in manipulativen Beziehungen dazu eingesetzt werden, den Partner ins Unrecht zu setzen, zu kritisieren, abzuwerten, zu verunsichern (und letztendlich zu schwächen), da dieser nicht richtig handeln kann und zwangsläufig gegen eine der beiden Botschaften verstoßen muss. Doppelbindungen können in der Eltern-Kind-Beziehung bei der Entstehung von Bindungsstörungen eine wichtige Rolle spielen, z. B. bei emotionaler Vernachlässigung oder emotionaler Misshandlung, im Rahmen von Kindheitstrauma oder kollusiven Beziehungsmuster in partnerschaftlichen Beziehungen zur Erzeugung bzw. Festigung von Machtstrukturen, Abhängigkeiten oder beispielsweise in pathologischen „Borderline-“ oder „narzisstischen“ Beziehungen.

Jedoch nicht nur die gestörten Persönlichkeitszüge können die Ursache für eine toxische Beziehung sein. Eine bereits abgestorbene Beziehung kann auch faul riechen. Die Zeit vergeht, manche entwickeln sich fort, andere zurück, aber jeder unterliegt einer Veränderung. So wächst man aus manchen Beziehungen heraus, ohne dies bewusst wahrzunehmen. Was passiert dann mit der Freundschaft? Zeitlang kann man wegen der gemeinsamen Vergangenheit dies aufrechterhalten, aber jede Beziehung ist wie ein lebendiger Organismus, wenn darum nicht gekümmert wird, wenn die Bedingungen ungünstig werden, kann auch die Beziehung sterben. Man bildet sich ein eine Freundschaft zu führen, wo es längst keine ist. Somit beginnt das Spiel in eigenes Tor, es wird einseitig und schließlich nimmt wieder toxische Züge ein. Ja, es ist das Leichengift, das diese abgestorbene Beziehung verbreitet. Man soll rechtszeitig erkennen können, wann etwas vorbei ist und vagen es loszulassen.

Warum hängt man dann noch an dieser „Freundschaft“? Hier kommt ins Spiel ein Faktor, der natürlich dem Opfer dieser toxischen Beziehung gar nicht passt. Statt aufrichtig und konsequent zu handeln, selbst wenn man weiß, dass man benutzt, ggf. auch verletzt und vernachlässigt wird, beschwichtigt man sich mit der Vorstellung eine Freundin zu haben. Besser diese als keine. Man wird zum Opfer eigener Unzulänglichkeit – der Angst allein zu sein. Man möchte sich gebraucht fühlen, man validiert das eigene Dasein durch den anderen Menschen, auch wenn dieser einen missbraucht. Die Freundschaft ist auch ein Ausdruck der Liebe. Diese soll auch die Grundlage bilden, doch wie schon Erich Fromm sagte: „Paradoxerweise ist die Fähigkeit, allein zu sein, die Bedingung dafür, in der Lage zu sein, zu lieben.“ Früher oder später wird es zu Ende gehen und dann wird man zurückblickend sich fragen, warum lies ich es zu? Die Antwort ist in einem selbst: man hatte zu lernen sich selbst zu lieben. Die geheime Zutat der Freundschaft ist Liebe, auch die Liebe zu sich selbst.

Yoga ist nicht für alle.

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Zweifellos ist Yoga nicht für alle. Trotz allen Bemühungen des Marketings und Popularisierungsstrategien von Yoga im Westen – es ist schlicht und einfach nicht für alle.

Wenn ich von Yoga spreche, dann meine ich auch YOGA – alte indische Philosophie und nicht die armselige Reduktion des Westens. Im Westen nennt man Gymnastik, die von yogische Asana Praxis abgeleitet ist – Yoga. Wie viel hat es damit zu tun? So viel wie eine Plastik Blume mit einem lebendigen Lotus. Es lebt nicht, es duftet nicht, es hat keine Interaktion mit der Umwelt, es sieht lediglich dem echten Lotus nah aus.

Asana Praxis ist so cool, so revolutioniert und nach neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft modifiziert, dass nun wirklich jeder unabhängig vom Alter, Geschlecht und Ausgangslage des körperlichen Fitnesses, sich damit beschäftigen kann. Und jeder wird da Erfolg haben! Egal, ob man das gesamte Wohlbefinden erhalten möchte, Stress reduzieren, beweglicher werden oder letztendlich abnehmen. Aber was hat es mit Yoga zu tun?

Yoga ist eine mega alte Philosophie. Ja, es ist keine Religion, es ist schlicht und einfach eine ethisch-praktische Philosophie, Weltsicht, wenn man so möchte. Der yogische Weg ist anstrengend, lang und kompliziert. Wie viele Menschen kennst du, die sich bewusst für eine anstrengende, lange und komplizierte Reise entscheiden würden? Ah, ja, da war das Wörtchen „bewusst“. Wie viele Menschen kommen dir bewusst vor?

Als ich Yoga für mich entdeckt habe, dachte ich: „Waw – das ist der Schlüssel zur Glückseligkeit, Ich habe die Formel geknackt und jetzt rette ich die Menschheit.“ Ich kam zum Yoga über Buddhismus. Diese wunderschöne Philosophie, die fälschlicherweise als Religion bezeichnet wird, leider schon so massiv pervertiert und unnötig neu interpretiert wurde, dass ich es als vergeblich sah, Menschen es näher zu bringen. Doch ich sah die Begeisterung von Menschen für Yoga. „Ja,“ – dachte ich, „es spielt keine Rolle, wie ein Mensch den Zugang zum Yoga findet. Asana Praxis ist auch ein Zugang.“

In der Tat, körperliche Übungen sind oft ein Zugang zum Yoga. Man fängt an den Körper zu spüren – Achtsamkeit steigt, Man fängt an die Sinne nach innen zu richten – Konzentration erhöht sich. Man lernt Ausdauer, Disziplin und Wille – die Kontrolle über die Gedanken tritt ein. Kaum hat man den Sonnengruß drauf, schon ist man ein Yogi. Also doch für alle? Leider nicht.

Yoga wird dich catchen, sobald du den ersten Yoga-High erlebt hast, wirst du mehr und mehr wollen, und glaube mir, es wird nie aufhören. Deine Prioritäten werden sich verschieben, du wirst immer mehr auf deine Gedanken achten, damit auch auf deine Worte und die Taten. Das Ganze wird unvermeidlich dein Leben verändern. Die Veränderungen werden wie eine Schneelawine eintreten. Kaum hast du dir eine persönliche Yogamatte gekauft, schon stehst du mittendrin in einem Bio Laden und liest die Zutaten auf der Verpackung durch. Kaum hast du das Geld für ein neues Kleidungsstück, schon trägst du neue Leggings, statt unbequemen Jeans. Kaum hast du eine Einladung verweigert, wegen Yoga am nächsten Morgen, schon bist du auf Bali in einem Yoga Retreat. Das wird nie mehr aufhören. All deine Freunde werden sich neue sortieren. Glaubst du, wollen deine Saufkumpeln mit deinem Ingwer-Tee rumhängen? Oder glaubst du, werden dich noch Dior und Co. interessieren, wenn es so viele natürliche, umweltfreundliche und faire Marken gibt?

Doch auf diesen Weg zu kommen, braucht man ein paar Voraussetzungen. Manchmal sind es die Charaktereigenschaften wie Neugierde und Offenheit, die man womöglich hat und wenn ein Umstand mal die Aufmerksamkeit zur yogischen Philosophie lenkt, dann wird man auf der Yogamatte landen. Manchmal sind da gar keine Voraussetzungen in einem drin, aber die Lebensumstände spielen so zusammen, dass man eines Tages sich hinsetzt, tief durchatmet und unbeabsichtigt meditiert. Doch Yoga ist einfach nicht für jeden, sonst hätten wir die Welt voller Liebe, Verständnis, Empathie und Fülle.

Ich mache Yoga fast sieben Jahre, dennoch erst in diesem Jahr habe ich mich zum ersten Mal getraut mich Yogini zu nennen. In einem Review, das ich ab und zu Geschehen lasse, habe ich die umkehrbaren Veränderungen in meinem Leben zusammengefasst und kam zum Schluss – ich bin nun auf dem Weg. Jetzt bin ich auf dem yogischen Weg, bewusst wie schwer, lang und verzweigt er (ist) sein wird. Direkt proportional zu meiner inneren Welt; und meine innere Welt ist breiter und tiefer als jede denkbare Galaxie. Ich merke wie verzweigt und verwickelt alles ist, wie die Welt atmet und ich mittendrin. Ich merke erst jetzt, die Welt ist ich und ich bin die Welt. Alles ist Eins.

Ich habe keinen Drang mehr jemanden retten zu wollen, Erklärungen für die Welt zu liefern oder die wunderbaren friedvollen Philosophien, wie Yoga oder Buddhismus zu teilen, Diese Welt braucht mich nicht, die Welt ist wunderschön so, wie sie ist. Mit all den Menschen, die unglücklich, ungesund, fett, arm, voller Leiden, Borniertheit, Sturheit und Blödheit sind. Es ist genau so, wie es sein soll. Es ist absolut logisch, dass Yoga nicht für jeden ist.

Herzlichen Dank für das Bild http://www.yongsubi.com

Es ist der letzte Augenblick. Es ist der Augenblick der Wahrheit.

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Seit meiner bunten Teenager Zeit habe ich zwei ‚“proof-momente“ für mich. Ich rede heute nur über einen. Bis jetzt bediente ich mich meiner Imagination. Jedoch heute wurde ich von einer Feuerwehr Sirene, die über die ganze Stadt erstrahlte, inspiriert. Ich nutzte den Augenblick um die Vorstellung verstärkt zu empfinden. Das war einzigartige Möglichkeit sich Ende der Welt begleitend mit dem echten Ton vorzustellen. (Übrigens, für das Gehirn auf bio-chemische Ebene ist es absolut egal ob wir etwas vorstellen, sehen es im Traum oder erleben „wirklich“.)

Ich schließe die Augen und stelle mir vor – das ist die letzte Minute auf Erden. Jetzt fliegt auf uns ein so großes Komet (oder irgendein anderer Objekt aus dem All) und der Tod der ganzen Menschheit ist unvermeidlich. Man sollte sich dieser Moment der Ausweglosigkeit sehr detailreich und farbenfroh vorstellen. (Heute noch mit der Sirene, die im Naturkatastrophen Fall ertönen würde. Die Kirchenglocken haben alles noch sogar dramatisiert.) Der Komet ist so nah, dass man ihn sieht und hört, vielleicht riecht man es sogar, den Tod. Es bleibt nur noch…was bleibt da? Das ist der Moment der Wahrheit. Welche Gefühle löst es aus? Welche Gedanken? Wie wichtig ist dein „to do list“ für heute in diesem Moment und wie wichtig sind all die Menschen in deinem Leben? Wie wichtig bist du?

Ich habe damals noch nicht mal annährend etwas vom Buddhismus geahnt. Mich hat vielmehr Friedrich Nietzsche fasziniert und ich war im Begriff der tiefsten misanthropischen Laune durch die Welt zu gehen. Dennoch ließ mein Herz ein oder anderes Geschöpf höher schlagen und ich nutzte dieses „proof-moment“ um mich zu vergewissern, wie wahr waren meine Gefühle für den Eroberer meines Herzens. Falls ich, kurz bevor unseren Planet vernichtet wird, kein Drang ihn zu sehen und zu umarmen verspürt hatte, dann waren die Gefühle nicht ernst zu nehmen. Erst später habe ich begriffen, dass man es erweitern kann und wie die Buddhisten schön über den Tod meditieren, auch hier die Bilder des unausweichlichen Todes im nächsten Augenblick zu nutzen, um sich einfach von dem Ballast zu befreien, Dinge zu relativieren und sich einen Kick für die Ehrlichkeit zu geben.

Ich bin zwar ein Yogi, aber ich lebe Buddhistische Philosophie, die ist das Fundament, worauf ich meine yogische Weltsicht befestige. Dennoch bin ich kein Befürworter irgendeiner Weltsicht und mag es gar nicht weder Yogi noch Buddhist noch sonst wie genannt zu werden. Alles blabla, nur um sich die Welt zu recht zu legen und den Umgang damit zu erleichtern. Mein Geist ist wandelbar und all die Theorien sind nur Instrumente mit denen ich meine Realität bastle. (Ich weiß, es ist auch Buddhismus.)

Buddhisten wussten schon längst wie wichtig sich des Todes bewusst zu sein. Ich weiß, dass wir sterben, und das möglicherweise sogar spontan, schon im nächsten Augenblick, seit ich 14 bin. Eines Tages kam ich aus der Schule zurück und mein liebster Onkel war einfach tot. Er war gerade 38 Jahre alt und schon tot.

Ich kann über den Tod ohne Ende sprechen, ein sehr faszinierendes Thema für mich, das ich immer noch studiere. Sogar mein Bachelor in der Filmwissenschaft schrieb ich zum Thema „Visualisierung des Todes in Tim Burtons Individualstil“. Hier möchte ich jedoch nur auf einen Aspekt hin: der Sinn des Lebens steckt in dem Tode. Längst habe ich für mich beschlossen, dass das ist der Sinn des Lebens und ich suche nicht mehr danach. Der Tod ist der Sinn des Lebens.

Wenn wir unsterblich wären, hätte weder das Leben noch etwas im Leben irgendeinen Sinn und Wert. Noch mehr, genau die, die sich dem Tode nicht bewusst sind, die ihre Illusion des unendlichen Lebens leben, haben es am schwersten. All die Besitztümer, all die Attraktionen und Aversionen entstehen dieser Illusion, mit ihnen kehren die Trübung der Wahrheit und die Täuschung der Werte einher. Doch genau die Tatsache, dass der Tod unausweichlich ist, gibt dem Leben einen Sinn, gibt den Farben ihre Strahlkraft und begleiten den Geschmack mit einem Genuss. All unsere Sinne werden erweckt, wenn wir dem Tode bewusst werden. Deswegen dieser „proof-moment“. Man kann damit vieles zu Nichte machen, relativieren oder gar es los lassen, wenn man weiß, dass sein nächstes Augenzwinkern womöglich das Letze wird.

Todes Meditation ist herrlich, nichts schenkt so viel Gefühl der Freiheit (wobei in Buddhismus gibt es einige Instrumente dafür) wie sich bewusst zu sein, dass man stirbt. Man kann das Gefühl sogar upgraten und lernen den Tod nicht mehr zu fürchten. Zufriedenheit und Ruhe, die dann in einen einkehren sind unvergleichlich! Los, schließe die Augen, das ist die letzte Minute! Was ist da?

 

Über die (moralische) Unterstützung.

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Ein altes russisches Sprichwort besagt „Друг познается в беде.“ – Den Freund erfährt man in der Not. Oder auf Deutsch auch „Ein Freund in der Not, Ein Freund im Tod, Ein Freund im Rücken. Das sind drei starke Brücken.“ Ich weiß genau wer meine Brücken sind und bin unendlich dankbar dafür. Es ist nicht nötig zu erzählen, dass die Brücken mir Yoga beschert hat. Ich habe so tolle Menschen dank Yoga kennen gelernt, ich habe noch nie so viel Unterstützung, Verständnis und Liebe erfahren! Danke!

Leider gibt es auch eine andere Seite der Medaille, neulich durfte ich wieder ein Paar Menschen erfahren, die es nicht hingekriegt haben sich aus dem Mittelpunkt zu ziehen und statt mich zu unterstützen, haben gnadenlos ihren Pfund Salz auf meine Wunde geschmissen. Es ist ok, so lernt man Menschen kennen. Dieses Blog soll nicht der Selbstmitleid gewidmet sein und auch nicht Menschen kritisieren, die es nicht anderes können. Ich wollte nur ein Paar Denkanstöße geben, falls jemals jemand sich zu dir wendet und du genug Empathie zusammenkratzen kannst, um zu bemerken, dass dieser Jemand deine Unterstützung sucht, dann:

Hör zu.

So einfach das auch klingt, die meisten kriegen es nicht hin. Schon in einer gewöhnlicher Konversation nicht, aber wenn es um einen Kummer geht noch weniger. Es liegt in unserer Natur eher von sich selbst zu reden und sich für sich selbst zu interessieren, als für Andere. Aber man kann es lernen, versprochen. Was dann passiert ist einzigartig und sehr spannend! Man kennt den Menschen noch viel besser lernen, Empathievermögen steigt und man bekommt immer Dankbarkeit zurück. Wenn ein Mensch leidet und traut sich dir zu offenbaren, dann höre ihm zu. Das ist ein großer Moment, wo ein Mensch dir sein Vertrauen schenkt, vermassle es nicht.

Belehre nicht.

Jeder hat sich schon mal traurig und zusammen gebrochen gefühlt. Am wenigsten braucht man dann noch eine Belehrung oben drauf. Das brauchen wir alle grundsätzlich nicht, denn wir wissen, alles kommt eher von Innen; wenn ein Mensch etwas aus der Situation lernen kann und will, wird er es tun. Lass ihm doch Zeit und Raum um erst zu trauern oder wütend zu sein.

Interessiere dich für.

Es ist ein großer Unterschied zwischen „ich interessiere mich für dich und dein Kummer“ und „erzähl mal schnell auf dem Weg zum Parkplatz, ich habe gerade zwei Minuten“. Wenn du beabsichtigst einen zu unterstützen, dann schenke ihm doch bitte deine Zeit und Aufmerksamkeit. Genau das wird als Interesse wahrgenommen. Nicht die neben bei gesagte Worte „ich interessiere mich für dein Kramm“ während du ins Handy starrst.

Finde aufbauende Worte (eventuell auch Taten).

Wir alle wissen was einem gut tut, seien es auch nur Worte die das Ego für den Moment streicheln, oder französische Macarons, die eventuell der Figur schaden könnten, alles besser, als mit deiner subjektiven Wahrheit rauszurücken und zu behaupten, man sei selbst an allem schuld, oder noch schlimmer „das hast du dir verdient“. Wie bitte? Wer bist du? Mein(e) Freund(in) oder Personifikation des Karmas?

Aber:

Stell keine (idiotischen) Fragen.

Wenn die Frage lautet „wie fühlst du dich?“ während deine Freundin in Strömen weint – es ist wahrhaft idiotisch. Genauso schlimm „was hast du jetzt vor?“ Frag lieber ob Kakao mit Marshmallows oder ohne sein soll.

Intrigiere nicht.

Komm bitte nicht auf die Idee sich in der Situation aktiv einzumischen, zumindest nicht ohne eine Rücksprache mit deinem Freund. Auch wenn du es gut meinst, wird es höchstwahrscheinlich nicht gut ankommen. Nicht als Unterstützung, viel mehr als die Rücksichtlosigkeit dem Freund gegenüber.

Vergiss wer Recht hat.

Man darf sich die Rechthaberei grundsätzlich abgewöhnen. Aber wenn es um Unterstützung geht, dann erst recht! Vergiss wer Recht hat, die Wahrhaftigkeit der Gefühle ist vollkommen unabhängig davon wer im Recht ist. Zeige deine Loyalität, wenigstes jetzt, mit der Absicht zu unterstützen. Auch wenn deine Freundin dumm war und offensichtlich sich selbst in die Lage gebracht hat, darf die Andere immer noch ein „Bitch“ sein.

Nimm dich aus dem Mittelpunkt.

Kann man vielleicht auch mal nicht über dich reden? Dein(e) Freund(in) weiß wie erleuchtet du bist, taff, therapiert und reif im Geiste. Wen interessiert es gerade? Akut ist er (sie) in der miese Lage und nicht du mit deiner außerordentlichen Erfahrung und unendlichen Weisheit. Also, her mit konstruktiven Vorschlägen und bedingungslosen Liebe!

Letztendlich kann man sich daran erinnern wie es dir ging, als du so was wie Nervenzusammenbruch hattest und stell dir vor, deine Freundin würde dir nicht zuhören, aber zwischen durch mit der subjektiven Weisheit rausrücken, dies in belehrenden Form, ein Paar Geschichten erzählen, dass sie es alles schon durchgemacht hat und abschließend hinter deinem Rücken „alles regeln“. Dann aber, weil es nicht genug ist, dich (natürlich idiotisch) Fragen „geht es dir jetzt besser?“ und weiter in das Handy starren.

Instant Wisdom: Verblendet durch Erleuchtung

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Die schlimmste Form der Erleuchtung ist der feste Glaube daran.

Woran solltest du erkennen können, dass du erleuchtet bist? Etwa dadurch, dass die Beschreibung in Bhagavadgita oder von deinem Guru, den du für erleuchtet hältst, mit deinen Empfindungen übereinstimmt? Etwa dadurch, dass du auf Erden in diesem Leben ein paar Erfolge hast, die mit menschlichen Konventionen und der Skala des Soziums in dem du lebst, übereinstimmen? Es sind alles äußere Bestätigungen. Allein die braucht man nicht, sobald man sich der Wahrheit nähert.

Wir alle leben in unserer subjektiven Welt und die Tatsache, dass wir uns auf ein paar Dinge einigen, macht sie noch längst nicht objektiv. Es ist ähnlich mit dem Konzept der Zeit: die Zeit gibt es nicht, es ist nur ein Maß für die Entropie, für die Chronologie, damit wir uns einfacher verständigen können und leichter (nenn es bequemer, effizienter?) unseren Alltag meistern können. Gibt es die Zeit wirklich? Ich denke es gibt sie genauso wie einen Meter oder einen Liter.

Es verhält sich mit der Objektivität nicht viel anders. Viele Sachen ergeben sich aus der Notwendigkeit einer angenehmen Koexistenz oder für das Erreichen gemeinsamer Ziele, jedoch nicht weil es sie tatsächlich in dieser Form gibt.

Erleuchtung ist auch ein Konzept. Es kann zu einem Ziel werden: letzte großartigste Stufe des acht-pfadigen Weges in Yoga – ersehnte Samadhi. Es kann erreicht werden, daran zweifle ich nicht – die vollkommene Erkenntnis. Tag ein, Tag aus, sind wir auf dem Weg dorthin, wenn wir uns dafür entscheiden. Wir setzen alle Mittel und Techniken ein, aus Yoga, aus Naturwissenschaft, aus modernster Technologie und uralten Schriften, um uns ihr Millimeter für Millimeter zu nähern.

Doch nichts ist beständig und die vollkommene Erkenntnis ist genauso beständig, wie das Wetter am Meer. Im Grunde geht es nur um einen Augenblick, einen Moment, ein „Aha-Erlebnis“, wo man der Wahrheit ein kleines Stückchen näher gerückt ist. In dem Moment ist es vollkommen. So vollkommen, wie das Glück. Doch konnte man jemals sein Glücksgefühl länger als für einen Augenblick festhalten? Nein. Man weiß, was einen glücklich macht und man kann das Gefühl immer wieder in sich finden, es immer wieder hervorrufen und sich dafür bewusst entscheiden. Aber halten, damit es andauert, kann man genau so wenig, wie die vollkommene Erkenntnis.

Außerdem müssen wir uns eingestehen, in einem extrem ungeduldigen Zeitalter zu leben. Instant Wisdom, verpackt auf einem Instagram Bild mit filigranem Text auf minimalistischer Unterlage, oder eine Bildunterschrift unter einem abgelichteten Kaffeebecher. Tausende von Likes beweisen wie ultimative Wahrheit ans Licht gerückt wurde, tausende Menschen teilten den Inhalt und wollen keine Sekunde lang das Mittel zur Erleuchtung für sich behalten. Doch das ist Bullshit. Wie ein Video von Jochen Schweizer, das ich neulich angesehen habe. Er ginge so tief in Yoga rein und es gebe einen Guru, der ihm die ultimative Wahrheit über Yoga verkündet hat. Er erzählte es ihm auf Englisch und so müsse er uns es auch auf Englisch weitergeben (warum nicht auf Sanksrit?). Nun gibt er einen Teil der bekanntesten Upanishaden wieder: Katha-Upanishad.

In einem Gleichnis wird der psychische Organismus beschrieben, wie ihn der Rishi sieht.

Vers 3.3:

Ein Wagenfahrer ist, wisse

Der Atman, Wagen ist der Leib,

Den Wagen lenkend ist Buddhi

Manas, wisse der Zügel ist.

Diese Lektion, sagt Schweizer voller Drama und Tiefsinn, habe ihn verändert. (Ich fürchte mir vorzustellen, wie ihn der ganze Text von Katha-Upanishad verändern würde.) Während er so tief in Yoga hineinstieg, hatte er keine Zeit, sich mit originalen Texten zu beschäftigen. Wozu auch? Yoga reduziert sich heute in der westlichen Gesellschaft auf Asanas-Praxis und außerdem gibt es Gurus wie Max Strom, die einen aufklären und Instant Wisdom vermitteln können. Ah, meinetwegen, besser so eine Aufklärung als gar keine. Jedoch muss man sich bewusst sein, diese eine einzige Erkenntnis, ist wie ein H2O Molekül in den unzähligen Galaxien. Man hatte einen erleuchtenden Augenblick und man war in dem Augenblick auch erleuchtet, aber jetzt ist es nicht mehr. Jetzt wird die Erkenntnis ein Teil von einem und man geht weiter, seine Erfahrungen und Wissen zu sammeln.

Die schlimmste Form der Erleuchtung ist der feste Glaube daran. Man erkennt es in dem Eifer eines Menschen, der einen immer gerne belehrt. Man erkennt es in der herablassenden Art seiner Erklärungen und in seiner Ausstrahlung voller eigener Überzeugung und Bereitschaft rechthaberisch einem die ultimative Wahrheit zu verkünden. Die aufgesetzte Haltung und falsche Gestik, die mühevoll das Eigentliche verstecken: die eigene Unsicherheit und unermessliches Ego. Wenn so ein Erleuchteter redet, bekommt man oft das Gefühl, er möchte es eher sich selbst erklären und beweisen. Und eins hat er noch nicht gecheckt: es gibt sie nicht – die ultimative all deckende und erklärende Wahrheit.

Jeder in uns trägt eine eigene Wahrheit und sie wird niemals objektiv sein, sie wird niemals andauernd sein und sie wird niemals absolut, sofortig (instant) einen überkommen.

Dankbarkeit – Liebeserklärung an das Leben.

Essay

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ – Francis Bacon

Dankbarkeit hat jeder schon, sowohl selbst, als auch es von einem anderen erfahren. Es ist ein positives Gefühl, eine Empfindung des Dankes gegenüber einem Objekt, einer Situation oder einer Handlung. Es unterscheidet sich vom negativen Gefühl der Dankesschuld, indem man es in sich entstehen spürt, ohne den Zwang jemandem was Gutes tun zu müssen um seine Schuld zu begleiten.

Alle Weltreligionen vereint die Dankbarkeit. Dem Gläubigen wird es immer wieder klar gemacht, dass er in sich die Dankbarkeit gegenüber seinem Gott empfinden soll und diese auch Leben lang erhalten; in seinen Alltag integrieren. In Philosophien steht Dankbarkeit als einer der wichtigsten moralischen Aspekte, die immer wieder ins Licht rückt, sobald es um grundlegende ethische Fragen geht. Positive Psychologie beschäftigt sich seit neuestem mit dem Thema und liefert interessante Ergebnisse bezüglich des Verhaltens und Empfindens der Probanden.

Dankbarkeit hat offenbar eine der stärksten Beziehungen zur psychischen Gesundheit von allen Charakterzügen. Es erzeugt ein stärkeres Gefühl des Wohlbefindens, als alle anderen Gefühle. Dank ihr sind dankbare Menschen viel hilfsbereiter und offener für die anderen. Außerdem ist man wesentlich zufriedener, glücklicher und hat größeres Selbstwertgefühl.

Frage dich bitte: Wann warst du das letzte Mal dankbar? Wofür? Wann hast du die Dankbarkeit von jemandem erwartet? Warum? Was hat dies konkret mit dir zu tun? Weißt du vielleicht nicht wofür du dankbar sein kannst?

„Freude ist eine Fähigkeit, in der wir uns üben sollten.“ – Dalai Lama

Dankbarkeit ist der direkter Weg für das Empfinden der Freude und hier stellt sich die Frage: wie kultiviere ich dieses Gefühl? Leider es ist ein recht flüchtiges Gefühl, das oft als eine Reaktion auf eine Handlung oder auf einen sich ergebenen Umstand erlebt wird. So wird man für seine Gesundheit erst dann dankbar, wenn man sich nach langer Krankheit erholt hat. So schätzt man seinen Partner, erst wenn man diesen verloren hat. So weiß man, welch Glück war es in Deutschland zu leben, erst wenn man XY-Land besucht hat. So weiß man dankbar für das saubere immer verfügbare Wasser oder den Elektrizität zu sein, wenn man erst es abgestellt bekommt. Es gibt tausend Gründe in jedem Augenblick dankbar zu sein. Zunächst kannst du dafür danken, dass du gerade dies hier liest, was bedeutet, du bist in Sicherheit, hast einen freien Zugang ins Netz und deine Augen scheinen gut zu funktionieren. Dann sieh dich doch um, all die Güter um dich, all das was du gerade an hast, all das was du bereits heute gegessen und getrunken hast, all das, was du heute noch vorhast – ist das nicht der Grund dankbar zu sein? Dass du in dem Augenblick noch am Leben bist – das größte Geschenk aller Zeiten! Sei dankbar.

Wenn du aber konkrete Praxistipps zur Kultivierung der Dankbarkeit brauchst, dann kann ich dir ein Paar nennen.

Meditiere. Es gibt viele Möglichkeiten über die Dankbarkeit zu meditieren. Einer meiner Lieblings Meditationen ist Japa-Meditation. Nimm zum Beispiel Mala (buddhistische, hinduistische, yogische Gebetskette mit 108 Perlen) in die Hand, setze dich aufrecht und bequem hin und fange an in Gedanken, oder noch besser laut auszusprechen, wofür du im Augenblick dankbar bist. Du kannst alle 108-male deinem Körper danken, zähl einfach all seine Teile auf und danke ihm, dass er seine Funktionen erfüllt. Du kannst 108 Menschen aufzählen, glaub mir, es ist viel leichter, als du vermutlich dir jetzt vorstellst. Du kannst einfaches Brainstorming machen und danken für all das, was dir gerade einfällt. Oder meditiere mit dem Mantra: „Ich habe nicht alles, was ich mir wünsche, aber ich liebe alles was ich habe, und bin dankbar für diesen Reichtum.“

Abendsritual. Mach dir zur Gewohnheit, vor dem Schlaf durch den Tag in Gedanken zu gehen und für all das was dir geschah und nicht geschah, dankbar zu sein. Wenn du es intensiver erleben möchtest, führe ein Tagebuch der Danksagung und schreibe es dir auf.

Schreibe Dankesbriefe. Es ist ein ähnlicher Effekt, wie wenn du das Verzeihen praktizierst, nur hier erzeugst du bewusst ein positives Gefühl, ohne etwas los lassen und verarbeiten zu müssen. Suche dir ein Ereignis oder einen Menschen aus und schreibe ihm ein Brief in dem du ausführlich dich bedankst. Schreibe ab und zu so ein Brief an dich selbst – es steigert die Liebe zu sich selbst und das Selbstwertgefühl.

Solltest du dir die Frage stellen, wem soll ich dankbar sein? Danke deinem Gott, danke dem Universum, dem Chaos, dem Zufall, den Eltern, der Evolution, danke DIR. Wem du dankst ist sekundär, viel wichtiger ist immer wieder dieses Gefühl in sich hervorzurufen, bis es zu einer Gewohnheit wird bzw. deine Gedankenmuster in die Richtung sich verfestigt haben.

Die Dankbarkeit öffnet dir die Möglichkeit weniger zu grübeln und darüber zu nörgeln, wie es alles sein könnte oder sollte, und hilft dir vielmehr dich auf deiner Gegenwärtigkeit zu fokussieren, dies zu genießen, was bereits ist. Es senkt deine Habgier, indem du dich damit zufrieden stellst, was du bereits hast. Es hilft dir deine Mitmenschen mehr zu schätzen und macht dich damit diesen Menschen gegenüber sanfter, freundlicher und gutmütiger, was selbstverständlich von den Mitmenschen bemerkt wird und du wirst überrascht sein, wieviel Güte du zurück bekommst. Letztendlich wird es sogar deine Achtsamkeit steigern, indem du die kleinen Dinge im Leben zu schätzen und dich darüber öfter zu freuen lernst. Du veränderst die Welt damit. Deine Welt und unsere Welt.

„Wenn du denkst, du seist zu klein um die Welt zu verändern, versuche in einem Zimmer mit kleiner Mücke einzuschlafen.“ – Dalai Lama

Oh, du Erfahrener! Ich verneige mich…vor dir nicht.

Essay

Eigentlich macht es gar keinen Sinn das Wissen und die Erfahrung gegen einander zu stellen. Im besten Fall sollten beide sich ergänzen und auf einander aufbauen. In der Realität sieht es oft anders aus. Einer der anstrengendsten sophistischen Argumente ist das Erfahrungsargument. Langweilig und immer aus eigener Zweifeln oder Inkompetenz herangezogen. Erfahrung wird überschätzt. Fragt mal einen Frischling aus der Uni nach dem Abschluss, wieviel Wert sein Wissen auf dem Markt hat. Ziemlich jeder möchte einen gebildeten, aber auch unbedingt erfahrenen Mitarbeiter haben. Erfahrung ist das praktische Wissen und wird so oder so mit der Zeit gesammelt. Schon bald haben wir einen erfahrenen Menschen, der keine Ahnung von der Stand der Dinge von heute hat. Weil theoretisches Wissen sich schneller als das praktisches entwickelt. In Yogaszene sieht es nicht viel anders aus. Doch wo beginnt die Erfahrung das aktuelle Wissen zu ersetzen?

„Was nutzt schon jahrelange Erfahrung, wenn der Mensch es immer falsch gemacht hat?“ – habe ich neulich im Netz gelesen und dachte mir, endlich stellt jemand Erfahrung in Frage. So ähnlich dachte ich immer, was nutzt es auf 50 jährige Beziehung stolz zu sein, wenn du all die Jahre tot unglücklich warst? Ich kenne einige Yogalehrer, die jahrelang nach ihre Basisausbildung regelmäßig unterrichtet haben und sind der Meinung, die tun es ausgezeichnet und immer besser, weil die Zeit vergeht und sie immer mehr Erfahrung sammeln. Jedoch sie bilden sich nicht weiter. Young Ho Kim sagt: „Du musst investieren, wenn du ein Gewinn erzielen willst.“ In dem Fall wäre sinnvoll auch in sein Wissen zu investieren und es regelmäßig vertiefen und erfrischen. Der Gewinn ist – verletzungsfreies, effektives Praxis und dankbare Schüler. Nach meiner letzten Fortbildung bei Inside habe ich festgestellt, dass sich einiges verändert und weiter entwickelt hat. Vieles von dem, was ich selbst jahrelang praktiziert habe, wird heute nicht mehr als (anatomisch-therapeutisch) sinnvoll gesehen. Solltest du jemals Mut haben, einen „erfahrenen“ Yogalehrer darauf hinzuweisen, im besten Fall wirst du hören: „Jeder macht es nach seiner Überzeugung.“ Im schlimmsten Fall bist du im black list.

Überzeugung. Es ist eine tolle Sache – Überzeugung. Ich hatte in meiner Philosophie Studium ein spannendes Seminar zum Thema Glaube. Einer der wichtigsten Elemente davon ist Überzeugung. Man kann von Vielem überzeugt sein und dem entsprechend daran glauben, jedoch Wissen ist was ganz anders. Wissen basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die wissenschaftlichen Methoden mögen in Frage gestellt werden, aber sobald es um Anatomie geht, da möchte ich auf gar keinen Fall, dass ein Lehrer mir sein dogmatisches Wissen aus Überzeugung und Erfahrung aufzwingt.

Neulich wurde ich gefragt über die Stellung der Beine, explizit im Adho Mukha Svanasana (herabschauenden Hund). „XY Lehrer meint, es soll immer mit eng gestellten Füßen praktiziert werden.“ – äußerte sich die Frau. Ich habe der Frau erklärt was für Unterschiede es im Körper ausmacht, je nachdem wie sie die Füße stellen wird. Dazu habe ich ihr empfohlen, falls sie an einer oder anderer Sache zweifelt, ruhig den Lehrer zu fragen – warum er so und nicht anders unterrichtet. Sollte keine plausible Antwort kommen, sondern so was wie „weil ich es so gelernt habe“ oder „weil ich es schon immer so unterrichte und niemand hat sich daran verletzt“ – dann würde ich mich von dem Lehrer verabschieden. Denn genau das ist der Unterschied zwischen einem Hobby Meister, der vielleicht das beste Sequenz aller Zeiten vorführen kann und dem professionellen Yogi, der sein Wissen mit anderen teilt. Der Hobby Meister kennt seinen Körper und hat gelernt damit bestens umzugehen um die effiziente Ergebnisse zu erzielen. Professioneller Yogi weiß wie er sein Wissen so mitteilen kann, dass es auch für seine Schüler einen Sinn macht.

Qualität, statt Quantität – hätten wir alle gerne. Erfahrung ist unersetzbar, aber es kann nur auf dem Fundament des Wissens erwachsen. In diesem Sinne wünsche ich euch verletzungsfreien Praxis mit Spaß und guten Resultaten!

Über das Lächeln und die Täuschung.

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‚Smile and the world smiles back“ – sage ich öfter. Was aber wirklich zurück lächelt ist unser Gehirn. Hormone. Nichts weiter. Durch jeder Asana kommt man leichter dank einem Lächeln. Denn für das Gehirn macht es gar kein Unterschied ob wir etwas erleben, träumen oder vorstellen. All die Prozesse auf bio-chemische Ebene verlaufen gleich. So braucht man nur eine Minute seine Mundwinkel hochzuheben und die Wirkung lässt nicht lange auf sich warten. Auf einmal wird es leichter und die Laune wird besser. Ist das Selbsttäuschung?

Bevor ich die Frage zur Selbsttäuschung beantworte, möchte ich noch darauf hinweisen, dass das Gefühl der Liebe auch stark an Hormonen verknüpft ist. Das Gefühl des Hungers ebenso. Dass wir abends zur Traurigkeit bzw. Melancholie mehr als morgens neigen – auch. Hormone. Sie sind überall und ständig im Spiel. Kann man sie beherrschen? Fragt mal eine Frau kurz vor ihrer Periode.

Ist die Liebe Selbsttäuschung? Neulich war der Tag der Liebe – Valentine’s Day. Ich habe mich gefragt was wirklich die Menschen feiern? Ich suche nach der Liebe, wie sie im besten Fall aussehen sollte – ohne Eifersucht, Besitzergreifung, Scham; mit Akzeptanz, Vertrauen und Würde. Ich finde sie nirgendwo. Ich halte Ausschau danach auch in meinem Inneren. Auch dort gibt es sie leider nicht. Ich bemühe mich all die unnötigen Qualitäten abzulegen und andere zu erwerben, ich bin auf dem Weg, aber noch habe ich sie so nicht erfahren. Menschen feiern Zuneigung. Dies ist keine Liebe. Zuneigung ist keine Täuschung, jedoch dies als Liebe zu bezeichnen – durchaus eine.

Ist der Hunger Selbsttäuschung? Man meine wohl kaum. Doch man kann sich die Gewohnheit aneignen den Stress durch das Essen zu bewältigen. Bald wird man üppiger. Man kann sich auch aneignen das Hungergefühl zu unterdrücken und bald wird man ungesund schlanker. Und so abends, wenn das Melatonin vermehrt produziert wird, damit du besser schlafen kannst, senkt der Dopaminspiegel, was wiederum zu etwas Traurigkeit führt, gehst du zum Kühlschrank und stopfst dich womit auch immer, was du als Snack bezeichnest, mit dem Glaube – es sei ein Hungergefühl. Was du wirklich tust – erhöhst dein Dopaminspiegel. Was ehrlich gesagt vor dem Schlaf etwas kontraproduktiv sein kann. Du täuschst dich.

Vor langer Zeit stellte ich die Theorie auf, dass all die Kriege der Welt aus dem unausgeglichenen Hormonhaushalt der Menschen, die gerade zufällig was zu sagen hatten, entstanden. Heute glaube ich immer noch daran. Man meine es macht uns Menschen aus – die Emotionen. Ich meine – uns macht der Verstand aus. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ – bat Kant die Menschheit. Ah, was Kant! Die ganze Lehre des Buddhismus appelliert letztendlich zum Menschenvernunft. Zügel deine Gedanken (die auch überwiegend durch Hormone beeinflusst werden), sie beeinflussen deine Intentionen, aus diesen werden die Handlungen vollzogen. Was tun die Menschen? Leben in ihren Automatismen, in ihren Gewohnheiten. Rechtfertigen dies mit Wörtern wie Charakterzug oder Natur. Scheuen sich vor der Verantwortung. Täuschen sich.

Auf dem Weg zu deiner Glückseligkeit, lächle. Dein Inneres wird zurück lächeln. Täusche dich mit dem Lächeln, du wirst nicht enttäuscht sein.

Bild: Melanie Manns