„Yoga steigert die männliche Energie.“ – dieser Satz eines vermeintlichen Tantra Lehrers hat mich zu diesem Post inspiriert. Yin und Yang sind zwei Gegensätze in der Natur in allem zu entdecken. So wie außen, kann man auch innen diese Qualitäten sehen. Schön ist es, wenn diese Energien in einer Balance sind. Doch kein Mensch gleicht dem anderen und auch wenn man irgendwelche prozentuale Rechnungen hier und da finden kann, ist es nicht zu verallgemeinern, wie viel von dem einen oder anderen es sein soll oder zum Vorschein kommen. Als Balance soll man einfach eine weilende Harmonie vorstellen. Innere Harmonie wird die äußere unvermeidlich begünstigen.
Yoga kann beide Seiten gut entwickeln, je nachdem welche Richtung man ausübt und wo der Fokus liegt. Man kann sich natürlich auch nur auf eine Energie mehr konzentrieren. Ashtanga Yoga wird auf jeden Fall die männliche Energie steigern, während Yin Yoga und ähnliche restaurative Richtungen die Entwicklung der weiblichen Energie begünstigen werden. Doch Yoga, wie ich unermüdlich wiederhole ist nicht nur Asana Praxis!! Daher kann man auch dann die Asana Praxis zu keinem Ausschlusskriterium machen und davon ausgehen, dass eine bestimmte Energie sich entwickeln wird.
Sehen wir uns ein Paar typisch männlichen und weiblichen Eigenschaften an. Wohl bemerkt, es hat nichts mit Gender zu tun. Es geht nur um die Energie, die sehr wohl bestimmte Charakterzüge hervorheben kann und demnach sich im Handeln äußern wird, als auch nicht ausreichend sein wird um etwas zu ändern, wenn man gewisse Eigenschaften nicht hat. Ich kenne Ashtanga Männer, die keine männliche Qualitäten ausleben. Es ist also eine Verallgemeinerung, doch kein Postulat. Yoga ist ein Instrument. Was man damit anstellt hängt auch von dem Talent und dem Ziel des Meisters ab. Allein das Instrument in die Hände zu bekommen, garantiert rein gar nichts!
Männliche Energie ist immer gerichtet, während die Weibliche eher diffus ist. Wenn man den Yoga Weg aussucht, erfordert es viel Disziplin, Konsequenz, Zielstrebigkeit und Motivation. Also muss man die Energie bündeln können und ausrichten. Was man als „männlich“ bezeichnen würde. Doch wo bitte soll man heute diese Eigenschaften als fehl am Platz bezeichnen? Welche Frau sollte die Eigenschaften in sich nicht kultivieren und warum? Außerdem kenne ich genügend Männer, die von diesen Eigenschaften nur gehört haben.
Der Yoga Weg sieht auch vor, dass man lernt intuitiv zu sein, los lassen zu können, nicht anhaften und flexibel aka open-minded wird. Das würden die Verfechter der Teilung von Yin und Yang als typisch Yin bezeichnen. Hat jede Frau also diese Eigenschaften in sich? Never ever! Ich sehe die Anhaftung und Starre als ohnehin typische Gifte der Menschheit, absolut unabhängig von dem Geschlecht.
Nur ein Unerfahrener, der kein Yoga praktiziert, würde behaupten, dass Yoga ausschließlich männliche Eigenschaften hervorhebt. Allein die Tatsache, dass im Körper ohne Kraft keine Flexibilität möglich ist und ohne Dehnung wird Kraft nicht gesteigert, zeigt die Notwendigkeit beider Energien und deren Einklang, der sich in einem gesunden Körper zeigen wird.
Nur ein Oberflächlicher, ohne sich je mit Philosophien auseinander gesetzt zu haben, würde solche Behauptungen machen. Dass die Yin und Yang Energien alles durchdringen, heißt nicht, dass die Welt voller Gegensätze ist. Auch in der Daoistischen Philosophie strebt man den Wu-Wei Zustand zu erreichen, indem man der Dualität überwindet und sich davon abhebt an. Wer bitte, wenn nicht ein Yogi, der eine bewusste Person verkörpert, soll es mehr begreifen und ausleben? Natürlich wird auch Yoga helfen diese Illusion der Trennung zu überwinden. Ab einen bestimmten Zeitpunkt, durch konsequentes Üben ohne Anhaftung. „Abhyasa vairagyambhyam tannirodhah“ – Yoga Sutra 1.12.